Samstag, 6. Mai 2017

Der wirklich erste Post

Huch, wie die Zeit auf einmal fliegt.

Diesen Blog hab ich Mitte Dezember aufgebaut und jetzt ist es schon Anfang Mai. Aber so läuft das anscheinend in der Schwangerschaft. Auf einmal hat man irgendwie sehr viel um die Ohren und dann - puff - ist die Zeit schon fast um.

Ich hatte (und habe bis jetzt) leider keine entspannte Schwangerschaft. Über Wohnsituation, Gesundheit, Job und Termine noch irgendwo genug Pausen und Schlaf zu finden, war meine Herausforderung, die Alles andere hat zu kurz kommen lassen.

Ich bin jetzt im 9. Monat schwanger, in ca 3 Wochen ist mein errechneter Entbindungstermin und gestern hat sich meine ganze Lage beruhigt, sodass ich jetzt wie es sich für eine Schwangere gehört mich auf das Sofa setzen kann, den Bauch und Laptop irgendwie so justieren, dass ich schreiben kann und mein aktivstes Hobby spazieren gehen ist. als ob ich das schaffe...

Meine Schwangerschaft begann ganz chaotisch:

Wir wohnten zu dritt in einer süßen 3 Zimmer Wohnung und sind gerade erst den nervigen Mitbewohner los geworden. Ich bin aufgrund meiner Krankheit sechs Wochen in Kur gewesen und nun sollte in den nächsten Tagen vom Jobcenter festgestellt werden, inwiefern ich überhaupt arbeiten gehen kann. Ich hatte dadurch auch die Pille abgesetzt, da die Hormone wohl nur mein wahres Befinden verschleiert hätten und ich einfach ich sein wollte. Die Kur hat mir ein bisschen geholfen und ich konnte einen relativ normalen Beitrag im Haushalt leisten und mit dem Hund spazieren gehen. 
Jetzt hieß es nur auf die Bewertung durch den Amtsarzt warten, ob ich eine Ausbildung in Teilzeit machen könnte. 
Dafür musste ich aber noch zu meiner Beraterin zum Gespräch. 
Und an diesem Tag ging es los.

Verdammt, wir hatten verschlafen. 
Ich war aber auch immer müde in der letzten Zeit... Mir war irgendwie komisch im Bauch, aber das ging schon. Schnell etwas gefrühstückt, uns angezogen und dann ab zum Jobcenter. Eddy natürlich dabei.
Mitten im Gespräch darüber, dass der Amtsarzt wohl momentan viel zutun hat und ich auf die Warteliste kommen würde, wurde das Gefühl in meinem Bauch noch schlimmer. Mir war jetzt richtig komisch. Ich entschuldigte mich kurz in Richtung Toilette und musste mich ernsthaft übergeben. 
Das war mir noch nie in der Öffentlichkeit passiert! 
Aber mir ging es komischerweise gut. Ich war wach, hatte Energie und sonst keine Schmerzen, also bin ich locker-flockig zurück in das Büro, wo Eddy und meine Beraterin auf mich warteten und führte das Gespräch weiter, als wäre nix gewesen.
Im Auto berichtete ich Eddy von dem seltsamen Erlebnis und meine Begeisterung darüber, dass ich nicht so in den Seilen hing, wie ich es nach dem Übergeben eigentlich hätte sein müssen. Verdacht: Einfach nur was komisches gegessen.
Da ich nun wieder Hunger hatte - war ja nichts mehr im Bauch - hielten wir bei Eddy's Lieblingsrestaurant mit den zwei goldenen Bögen und ich stillte meinen seltsam großen Appetit. Auf dem Weg nach Hause durfte Eddy dann rechts ranfahren und ich gab mein Essen an den Grünstreifen weiter. Vielleicht hatte ich mir doch irgendeine Krankheit eingefangen?

Zwei Tage später.

Musste mich noch dreimal übergeben, blöderweise hatte mein Arzt zu. Dafür kam heute der Postbote mit meiner ersehnten Menstruations-Tasse! (Zur Info: Das ist die Öko-Alternative zu Tampon und Binden) jetzt musste ich nurnoch warten, bis ich meine Tage bekam, um sie auszuprobieren! Wie lange war das eigentlich her...? 
Ich rechnete.
Und rechnete nochmal.
Und noch einmal.
Die hattest du doch das letzte Mal vor dem Mittelaltermarkt in Delbrück.... wie lange ist das jetzt her!?
Ich schrieb meiner kleinen Freundin, wie lange der Markt her ist und starrte auf mein Handy, während ich die Antwort abwartete...
(Zu meiner Verteidigung: Meine Tage kamen seit meinem 12. Lebensjahr immer pünktlich und hielten drei Tage lang an, daher hab ich aufgehört, darauf zu achten, wann sie genau kommen)
Die Antwort kam... Ich glotzte wahrscheinlich recht dämlich auf mein Handy. 
Zweieinhalb Monate... 
ganze Zweieinhalb Monate... 
Sollte ich es nicht bemerkt haben, dass ich in ein paar Tagen schon das zweite Mal meine Regel nicht bekommen werde? Fällt das normalerweise nicht auf? Kann das sein? Ich saß nur da und überlegte, ob ich nicht doch noch einmal nach dem Markt meine Tage bekommen hatte und es einfach nur vergessen hatte. Ich war doch immer schon recht vergesslich... Aber ich konnte mich partout nicht erinnern. Aber ich konnte mich sehr gut an die Übelkeit beim Jobcenter erinnern.
Ich bestellte online bei einem recht bekannten Versandhaus für Alles einen Schwangerschaftstest. KlaresBlau mit Wochenanzeige. Und guckte wahrscheinlich immer noch blöd aus der Wäsche.

An diesem Abend sprach ich dann auch mit Eddy darüber.

Ich fing ganz zaghaft an:"Was wäre eigentlich, wenn ich schwanger werden würde... kann ja immer mal passieren, aber... was würdest du dann machen?" Ich wusste ja eigentlich von ihm, dass er Kinder wollte (wahrscheinlich sogar mehr als ich) und er war ja auch schon 25. Aber ich hatte ja keine Ausbildung, und kein wirkliches Einkommen, und meine Gesundheit, und.... "Mmmh, wahrscheinlich ein größeres Auto kaufen" brummte es aus der Brust unter meinem Ohr und zerschlug damit sämtliche Zweifel, ob ich ihn damit zu sehr belasten würde oder ob er überhaupt Kinder mit mir wollte, zumindest jetzt.
Ich war schon kurz davor zu heulen und fragte ihn ein bisschen weiter aus; wegen wohnen, meiner Gesundheit und was ich mir sonst noch für Sorgen machte. Ich machte mir keine Gedanken darüber, ob er die Fragen für seltsam hielt, da ich abends im Bett immer noch über irgendwas reden musste, mal mehr mal weniger wichtig oder hypothetisch. Ich bekam heraus, dass er sowieso demnächst mal nach einem Haus für uns gucken wollte und dass er eigentlich nichts dagegen hätte, Alleinverdiener zu sein und ich nicht arbeiten müsste, wenn ich das Gefühl hätte, das nicht zu schaffen. 
Fand ich super. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich Job und Haushalt schaffen würde und dann noch irgendwo Platz für Hobbys gehabt hätte. Ich schaffte in letzter Zeit ja nicht mal den Haushalt alleine. Ich fand die Vorstellung schön, Hausfrau zu sein. Ich malte mir aus, wie ich Zuhause vormittags in Ruhe putzen und kochen könnte, während die Kinder in Kindergarten und Schule wären, wir alle zusammen zu Mittag essen und dann Eddy nach der Arbeit frei hätte, der Haushalt schon von mir vormittags gemacht worden wäre und wir dann den restlichen Tag Zeit für Familie hätten. Natürlich in unserem eigenen Häuschen mit Garten.... 
Edgar schnarchte leise neben mir. 

Dank einer Mitgliedschaft dieses Versandhauses war der Schwangerschaftstest am nächsten Vormittag mit der Post da.

Mein Herz spielte verrückt, Eddy war diesen Samstag seiner Schwester bei ihrem Umzug helfen und würde in einer Stunde wieder Zuhause sein.
Ich las mir den Beipackzettel so ordentlich durch, wie ich mir noch nie einen Beipackzettel durchgelesen habe und wendete ihn dementsprechend an. Jetzt musste ich ca drei Minuten warten, bis das Ergebnis - natürlich mit Wochenbestimmung - angezeigt wurde.
Es waren vermutlich die längsten drei Minuten meines Lebens. 
Mein Herz klopfte wie verrückt, ich konnte nicht still sitzen... Mögliche Wochenangaben, die mir anzeigten, wie lange ich schon schwanger war, waren 1 Woche, 1-2 Wochen, 2-3 Wochen und +3 Wochen. Wenn ich schwanger wäre, wüsste ich dann, wie lange ich das verplant hatte, dass ich meine Tage nicht bekommen hatte. Ich rannte durch die Wohnung, fing an vor Aufregung das Badezimmer zu putzen und guckte alle 30 Sekunden auf den Test, der da so über dem Waschbecken lag. War ich wirklich schwanger? Das kann doch nicht sein... Das wäre ja jetzt eigentlich sehr sehr ungelegen. Bestimmt mache ich mir, wie so oft auch immer, wieder zu viele Gedanken und am Ende ist doch alles normal. So wie bei einer Klassenarbeit oder Klausur, wo du Mega-Angst hast und am Ende es doch eine 2 ist. Aber mein Herzklopfen und die Aufregung wollten sich nicht legen.

Der Test piepste.

Die Welt stand still.
Ich rannte zum Waschbecken.
hielt die Luft an.
schwanger +3 Wochen.


Schmetterlinge in meinem Bauch, als wäre ich verliebt wie ein Teenager. 

Tränchen liefen meine Wangen herunter und ich lachte und weinte und weinte und lachte. Ich konnte es nicht glauben und doch hatte ich es irgendwie gewusst. 
"Schatz, du musst schnell nach Hause kommen."

Jetzt gerade kommen mir wieder die Tränen bei den Gedanken an diesen Moment und das Kribbeln im Bauch ist auch wieder da. Das nächste Mal erzähle ich dann, wie der werdende Papa auf die Nachricht reagiert hat und wie es dann weiter ging.

Bis dahin, macht's gut!

Eure Leolynn