Ammenmärchen

Ammenmärchen

Zitate von Schwiegermüttern, Tanten und anderen Verwandten



Welche (werdende) Mama kennt sie nicht? Die nett gemeinten Ratschläge der ganzen Verwandschaft, die dir helfen sollen, dein Kind richtig zu versorgen und zu erziehen. 
Aber meist sind sie nicht mehr als das: nett gemeint. Denn wirklich richtig oder hilfreich sind diese dann oft leider nicht.

Hier in diesem Beitrag werde ich all diese Meinungen und Ratschläge sammeln, die ich tatsächlich zu hören bekommen habe und wenn ich es schaffe, werde ich auch aufklären, warum ich diese als Ammenmärchen einstufe und woher das überhaupt kommt.

Also wird dieser Beitrag wohl immer mal wieder aktualisiert und neue Zitate hinzugefügt.
Habt viel Spaß, mit diesen Äußerungen aus dem wahren Leben, die auch vielleicht euch bevor stehen.

Zitate in chronologischer Reihenfolge

Während der Schwangerschaft


"Niemals mit kalten Händen das Baby anfassen oder es stillen, das gibt sofort Blähungen!"
-Schwiegermama, 11.04.2017

Der erste Ratschlag von meiner Schwiegermama, den ich bekommen habe. Gerade als ich am Händewaschen war, überraschte sie mich mit diesem doch recht ruppig hervorgebrachtem Satz, der mich erst einmal sehr erschreckt hat. Zwar gibt es jetzt nicht direkt Blähungen beim Baby, aber ganz ehrlich: Wer wird schon gerne mit Eispfoten angefasst? Also alles was in Körpertemperatur ist, ist auch ok. Wenn ihr jetzt gerade mit den Händen das Eisfach ausgekratzt habt oder eine Schneeballschlacht gewonnen habt, dann würdet ihr natürlich auch nicht direkt jeden anfassen, sondern eure Hände erst mal kurz aufwärmen. Also ist dieser Ratschlag eine Halbwahrheit. 
Kurz darauf kam auch, dass ich auch bloß nicht mit kalten Händen meinen schwangeren Bauch anfassen darf... Als wenn ich mit so kalten Händen mir auf den Bauch fassen könnte!

"Wenn man stillt, darf man nichts Säurehaltiges essen, denn sonst bekommt das Kind sofort Bauchweh."
- Schwiegermama, 02.05.2017

Während des Stillens gibt es eigentlich keine bestimmte Diät. Nur bei manchen Säuglingen, die etwas empfindlicher sind, kann es dazu kommen, dass sie bei dem Verzehr von Zitrusfrüchten durch die Mama einen wunden Po bekommen. Aber das liegt dann immer am jeweiligen Baby. Wie meine Schwiegermama darauf kommt, ist mir allerdings schleierhaft.

"Nach dem Stillen muss man die Brüste leer machen, damit frische Milch nachlaufen kann."
- Schwiegermama, 02.05.2017

Brüste kann man gar nicht leer machen. Die Brust bildet immer Milch nach, besonders dann, wenn gerade jemand daran nuckelt und somit Oxytozin freigesetzt wird. Also würde man die Brust ausstreichen, würde innerhalb kürzester Zeit wieder ein bisschen vorhanden sein. (Mamas deren Brüste zum tropfen neigen, kennen das sicher).

"Brüste dürfen nicht zu warm werden, sonst wird die Milch sauer. Das schmeckt den Babys nicht"
- Schwiegermama, 02.05.2017

Genau deswegen dürfen Kühe auch nicht in der Sonne stehen bleiben! Nein, mal ehrlich: Im Gegensatz kannst du dich sogar schneller erkälten, wenn die mit Flüssigkeit gefüllten Brüste zu kalt werden. Aber egal ob du warm bist oder deine Haut etwas kühler, die Milch ist immer genau richtig temperiert für dein Baby. Bei abgepumpter Milch kann es aber tatsächlich passieren, dass sie sauer wird, wenn sie stehen gelassen wird...
Mädels denkt dran: kein Trampolin springen oder Joggen gehen, sonst habt ihr Sahne und davon wird euer Kind dick! :D

"Wegen den zu warmen Brüsten darf man bei Fieber auch nicht stillen, außerdem bekommen die Kinder dann auch Fieber."
-Schwiegermama, 02.05.2017

 Im Gegenteil: Gerade stillen wenn man Fieber hat oder krank ist! Da die Muttermilch aus Blut gebildet wird, sind nicht etwa die Krankheitserreger enthalten, sondern die von der Mama produzierten Antikörper gegen diese Erreger. So wird das Kind resistenter durch die Muttermilch vor solchen Krankheiten. Faszinierend, dieser Schutzmechanismus der Natur, oder nicht?
Es gibt allerdings ein paar wenige Krankheiten, bei denen man wirklich nicht stillen darf.
Mehr zu Stillen bei Krankheiten der Mutter findet ihr auf www.still-lexikon.de


"Man darf nur alle drei Stunden stillen"
-Schwiegermama, 04.05.2017

Meine Recherche hat ergeben, dass sich dieses Ammenmärchen daraus entwickelt hat, dass sich die frühere Ergänzungsnahrung nicht gut mit Derselben in halbverdauter Variante vertragen hat und nach und nach diese Empfehlung von 2-4 Stunden Wartezeit sich auf die Muttermilch übertragen hat, denn wenn das für das Eine stimmt, warum denn nicht auch für das Andere? 
Aber mal Hand aufs Herz: Wer ist gerne hungrig?
Gerade Säuglinge wechseln ständig ihren Trinkrhythmus und vor allem die Menge; manchmal hat man eben mehr und mal weniger Hunger (gerade wenn man verschiedene Wachstumsphasen durchläuft). 
Deswegen gilt heute: So oft und so viel stillen, wie Mama und Baby möchten.
Meine Schwiegermama hat diese Aussage aber anders begründet, da gehe ich dann im nächsten Zitat drauf ein.

"Niemals nachts stillen, denn sonst bekommt das Baby keinen Rhythmus und wird dann nie richtig schlafen können."
-Schwiegermama, 04.05.2017 

Stimmt, hungere lieber die ganze Zeit, denn mit knurrendem Magen schläft es sich doch prima!
Also nein, es ist wirklich ganz und gar nicht angebracht, das Kind die ganze Nacht liegen zu lassen und es nicht zu stillen, wenn es doch Hunger hat. Das mit dem Rhythmus hatte sie ja schon kurz vorher erwähnt und so stimmt es einfach nicht. Die Babys schaffen es später von ganz allein in einen Rhythmus, wenn sie dazu bereit sind. Und da ist dann auch noch jedes Kind verschieden. Ich zum Beispiel hab trotz dass ich nachts gestillt wurde sehr schnell durchgeschlafen, meine Cousine dagegen hat meiner Tante noch lange regelmäßig die Nächte geraubt.

"Man sollte von Anfang an Wasser oder Tee zu trinken geben, besonders bei warmen Wetter."
-Schwiegermama, 04.05.2017 

Nö. Einfach Nö. Muttermilch reicht in den ersten sechs Monaten vollkommen aus. Sie ist ja Mahlzeit und zu Trinken in einem. Sie besteht aus zwei Teilen; der dünneren Vordermilch, die hauptsächlich den Durst löscht und der reichhaltigeren Hintermilch, die gut gegen Hunger hilft. Normalerweise bekommt ein Baby bei einer Stillmahlzeit beides in ausreichender Menge, erst die Vordermilch, die sich schon angesammelt hat und dann die Hintermilch, die während des Stillens gebildet wird. Bei heißem Wetter sollte man dann vielleicht mal öfter stillen/anbieten, wenn das Baby dann Durst hat, wird es das annehmen vielleicht kürzer trinken, um nur die Vordermilch zu erwischen, da ja nur Bedarf an Flüssigkeit ist.
An der Stelle Tee oder Wasser zu geben (Wenn Baby Durst hat, aber gerade wirklich nichts kommen will oder es über 40 Grad sind, kann man es ausnahmsweise mit Wasser versuchen) wäre gar nicht gut, das es eventuell zu einer Saugverwirrung kommen kann und dann die Brust nicht mehr verlangt wird. Und Brüste produzieren ja wie oben erwähnt nach Bedarf...


"Wenn Babys zu oft / zu viel Muttermilch bekommen, werden sie hyperaktiv. Deswegen brauchen sie einen regelmäßigen Rhythmus."
- Schwiegermama, 04.05.2017


Tja, was soll ich dazu noch sagen? Wir wissen bereits, dass Muttermilch das Beste für Babys ist und dass es auch das Beste ist, wenn Babys so oft und so viel bekommen sollten, wie sie möchten (oder wie es möglich ist). Wie meine Schwiegermama jetzt darauf kommt, dass Babys zu diesen "ADHS-Kindern" werden, wenn sie zu viel Muttermilch bekommen, weiß ich leider auch nicht. Aber da haben wir ja die lang ersehnte Lösung für die Mediziner und verzweifelten Eltern dieser Welt...


"Manche Muttermilch ist richt reichhaltig genug. Hast du mal die abgepumpte Milch von verschiedenen Müttern gesehen? Die ist dann richtig bläulich, durchsichtig und sieht gar nicht wie richtige Milch aus. Kein Wunder, dass Kinder dieser Mütter nicht satt werden und zugefüttert werden müssen."

- Schwiegermama, 04.05.2017


Also zuerst: Meine Schwiegermama ist anscheinend Meisterin darin, sich selbst zu widersprechen. Wenn ihr die vorigen Zitate gelesen habt, wisst ihr, dass sie der Meinung ist, dass zu viel Muttermilch nicht gut für Kinder ist, zu dick ist und unbedingt Wasser zugegeben werden muss. Ja... Naja, davon mal abgesehen, hatten wir auch schon über die Vordermilch und die Hintermilch gesprochen, erinnert ihr euch? Na ratet mal, wie die dünnere Vordermilch, die hauptsächlich den Durst stillen soll und als Erstes kommt, wohl aussieht? Ein bisschen dünnflüssig, bläulich und durchsichtig. Und die Hintermilch? Fast wie normale Milch. Und wir raten weiter: Was für Muttermilch hat meine Schwiegermama bei verschiedenen Müttern wohl gesehen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Situationen abgepumpt haben? Richtig! Hundert Gummipunkte für die, die es erraten haben!



Das waren es bis jetzt an Zitaten, ich bin schon gespannt, welche noch folgen werden und ich halte euch auf dem Laufenden.
Bitte denkt daran, dass die Meisten, die euch vielleicht solche Ratschläge geben, euch wirklich nur helfen wollen und wirklich daran glauben, was sie da sagen. Sie haben es höchst wahrscheinlich selbst so gemacht und haben bloß Angst, dass ihr euch und eurem Baby schaden könntet, wenn ihr auf diese "neumodischen" Ratschläge hört und nicht auf das "altbewährte". Bleibt nett aber bestimmt und vielleicht habt ihr ja nicht so ein beratungsresistentes Exemplar wie ich ;)

Personen in meinem Umfeld

Meine Mama: 
Eine unglaublich liebe, verrückte, jung gebliebene Person, die der Ansicht ist, dass ich das alles nach Gefühl machen sollte und damit schon richtig liegen werde. Hat einen leichten Fimmel für Ordnung, macht sich schnell Sorgen und neigt dazu, Dinge etwas schnell wegzuwerfen.
(1 Tochter, 20, mit 32 Mama geworden)

Die Schwiegermama:
In Kasachstan aufgewachsen mit vielen Geschwistern, lebt für ihre Kinder und ist Hausfrau durch und durch. Sehr liebevoll, tolle Köchin, aber auch sehr von sich und ihren Erfahrungen überzeugt. Ihre Kinder in Deutschland aufgezogen und ihren einzigen Sohn darf ich meinen Schatz nennen.
(4 Kinder, drei Töchter 28, 27, 23, einen Sohn 25, mit 19 Mama geworden)

Die Stiefmama:
Als ich kleiner war, war sie wie eine Stiefmutter aus dem Märchenbuch. Seitdem ich älter bin, wir nicht mehr zusammen in einem Haushalt wohnen und vor allem: Sie eigene Kinder hat, hat sich unser Verhältnis sehr gebessert. Sie hatte sich sogar bei mir entschuldigt für früher und nun mögen wir uns sogar.
(ein Sohn, 7, mit 30+ Mama geworden)

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